Foto: Christian Richters

Preisträger BDA PREIS BERLIN 2012

Museum für Naturkunde – Neubau des Ostflügels

Berlin

Foto: Christian Richters

Museum für Naturkunde – Neubau des Ostflügels

Berlin
Projekt
Museum für Naturkunde – Neubau des Ostflügels
Architekt
Diener & Diener
Bauherr
Humboldt-Universität zu Berlin

Der Neubau des Ostflügels des Museums für Naturkunde ist in vielen Bereichen einzigartig. Im Ostflügel konnten endlich angemessene Räume für die berühmte, weltweit größte Nasssammlung geschaffen werden. Die Präparate, die in Alkohol eingelegt und in rund 276.000 Glaszylindern aufbewahrt werden, finden nun über drei Geschosse konservatorisch und sicherheitstechnisch ideale Bedingungen. Der Wunsch, die Nasspräparate nicht nur für die Forscher zugänglich zu machen, sondern auch dem Museumspublikum Einblick in die Sammlung zu bieten, wird im Erdgeschoss mit einem transparenten raumhohen Regal inszeniert. Ein umlaufender Gang ermöglicht den Besuchern Tausende von Schlangen, Würmern und Fischen von außen zu bestaunen, während von innen die Wissenschaftler freien Zugang zu den Sammlungsstücken haben. Das Gegenüber der hinterleuchteten bernsteinfarbigen Präparate und der fensterlosen Außenwände, an denen nur Nischen an die ehemaligen Öffnungen erinnern, erzeugt eine spektakuläre Stimmung. Ist die Wahl des Pigments Caput Mortuum eine Anspielung auf die Ausstellungsstücke und somit mehr als eine Farbwahl? Die Konservierung der lichtempfindlichen Nasssammlung forderte einen fensterlosen Bau. Die Öffnungen des verbliebenen Fassadenskeletts der Kriegsruine wurden mit gleichfarbigen Ziegelsteinen zugemauert und die Bombenlücke auf der Ostfassade wurde auf faszinierende Weise zubetoniert. Abdrücke der Fragmente der originalen Fassaden erlaubten es, das ehemalige Fassadenbild in Beton nachzubilden. Wie in Döllgasts Wiederaufbau der Alten Pinakothek in München bleibt die Zerstörung sichtbar. Während jedoch in München die neuen Teile roh belassen werden und eine identische Rekonstruktion jederzeit möglich wäre, ist die Berliner Fassade fertig gebaut; die Betonteile bilden das einstige Fassadenrelief präzise nach. Ähnlich wie bei den Nasspräparaten ist jedes kleinste Details der Beschaffenheit erkennbar und trotzdem lässt die neutrale bleiche Farbe des grauen Betons den Bau unwirklich erschienen. Wie eine Zeichnung oder ein Schwarz-Weiß-Bild erinnert die Fassade auf faszinierende Art an das einmal Dagewesene. Man ist geneigt an Kunst zu denken, Kunst im Sinne des pointierten Sichtbarmachens durch Abstraktion.

Preisträger

BDA PREIS BERLIN 2012 – BDA PREIS BERLIN 2012